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Das Wichtigste dieser Folge in Kurzform:
- Die Ferien sollten eine Zeit der Erholung und Regeneration für uns Lehrer sein.
- Oft sind sie aber vollgepackt mit schulischen Aktivitäten, für die sonst wenig Zeit ist oder es stehen Korrekturarbeiten und „Noten machen“ an.
- Ich stelle dir 8 Tipps vor, mit denen du das meiste für deine Erholung aus den Ferien herausholst.
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Die Osterferien stehen vor der Tür (falls du die Folge später hörst, dann setzt hier einfach Sommer-, Herbst-, oder Weihnachtsferien ein) und der ganze Schulstress fällt endlich von dir ab.
Der ganze?
Nicht unbedingt, denn oft schleppen wir die negativen Gedanken und Gefühle, die uns durch die Schulwochen begleitet haben, mit in die Ferien.
Und aktuell kommen dazu auch noch die ganzen corona-bedingten Probleme und Sorgen.
Das alles steht natürlich einer guten Erholung ziemlich im Weg. Aber genau das ist ja die Funktion der Ferien.
Sich endlich wieder zu regenerieren und aufzutanken.
Die Kraftreserven wieder aufzufüllen, um so gelassen, entspannt und mit neuer Energie in den nächsten Abschnitt im Schulalltag zu starten.
Ferienrealität – Erholung geht anders
Oft sieht die Realität aber leider ganz anders aus.
In den Ferien müssen Klassenarbeiten korrigiert werden, Mappen durchgesehen werden, Noten gemacht werden und neue Unterrichtseinheiten vorbereitet werden.
Auch das Arbeitszimmer muss in Ordnung gebracht werden, hunderte alter Kopien durchgesehen und entsorgt werden und der E-Mail-Eingang müsste eigentlich auch mal wieder auf Vordermann gebracht werden.
Keine guten Voraussetzungen also, um sich tatsächlich erholen zu können.
Und das rächt sich, sobald die Schule wieder losgeht.
Für viele Lehrer heißt das, die vor ihnen liegenden Schulwochen nur mit halber Kraft unterwegs zu sein – bei gleichbleibend hohen Anforderungen, die der Schulalltag an sie stellt.
Juhuu, endlich Sommerferien
Einziger Lichtblick: Die Sommerferien.
Denn da gibt es keine Klassenarbeiten, keine Noten, keine Mappen.
Für viele Lehrer sind die Sommerferien die einzigen „richtigen“ Ferien.
Mit der Konsequenz, dass viele Lehrer sich von Sommerferien zu Sommerferien hangeln in der Hoffnung, die Wochen und Monate bis dahin einigermaßen gut „rumzukriegen“.
Lebensqualität sieht anders aus.
So holst du das meiste aus deinen Ferien heraus
Damit du dich in den kommenden Ferien besser erholen kannst und deine Kraftreserven auch wirklich wieder auffüllen kannst, habe ich hier einige Vorschläge für dich zusammengetragen.
1) Plane die Klassenarbeiten so, dass du möglichst keine oder nur eine Klassenarbeit in den Ferien korrigieren musst
Eigentlich bräuchte man diesen Punkt ja gar nicht aufzählen, weil die meisten Lehrer das sowieso schon ganz automatisch machen. Zumindest in meinem Kollegium versucht jeder, die Ferien frei von Klassenarbeiten zu halten und ich vermute, dass das bei dir nicht anders ist.
Und das ist auch genau der Grund, warum ich diesen Punkt hier trotzdem mit aufnehme.
Denn wenn alle Kollegen ihre Arbeiten 1-2 Wochen vor den Ferien schreiben wollen, wird es erfahrungsgemäß eng, einen Termin für die eigenen Klassenarbeiten zu finden.
Aktuell ist das zwar coronabedingt alles wieder ganz anders, aber auch das wird sich wieder ändern.
Wie oft habe ich schon zwei oder drei Wochen vor den Ferien einen Termin eintragen wollen, nur um dann festzustellen, dass kaum noch etwas frei war.
Meist dann nur noch direkt vor den Ferien, so dass ich die Klassenarbeiten dann doch über die Ferien zu Hause hatte.
Um das zu vermeiden, solltest du daher deine Klassenarbeiten frühzeitig planen. Und dafür muss man eben auch die Unterrichtseinheiten entsprechend langfristig planen.
Das war leider noch nie meine Stärke, weshalb dieser Punkt für mich auf jeden Fall immer noch eine Baustelle ist.
2) Mache Routinearbeiten außerhalb der Ferien
Punkt 2) geht mir zum Glück schon leichter von der Hand.
Oft ist es ja so, dass wir routinemäßig anfallende Arbeiten gerne auf die Ferien verschieben.
Ich denke dabei an solche Dinge, wie das Arbeitszimmer ausmisten, die über das Schuljahr angesammelten Mitteilungen, Protokolle und Info-Schreiben durchzusehen und auszusortieren oder das schulische E-Mail-Postfach aufzuräumen.
Im Hinblick auf deine Erholung in den Ferien ist das allerdings keine gute Idee.
Und das gleich aus mehreren Gründen.
Wenn du etwas über Monate hinweg vor dir her schiebst, dann ist die entsprechende Tätigkeit für dich emotional einigermaßen aufgeladen.
Meist hat man gegenüber solchen Aufgaben dann einen großen Widerwillen aufgebaut.
Wenn du dich dann in den Ferien dazu zwingst, diese Aufgaben zu erledigen, erzeugt das natürlich keine guten Gefühle. Die brauchen wir aber, wenn wir uns erholen wollen.
Zusätzlich kostet die Erledigung dieser Arbeiten auch noch viel deiner wertvollen Ferienzeit, die du besser für andere Dinge nutzen könntest.
Und weil du höchstwahrscheinlich ziemlich unmotiviert an die Erledigung gehst, brauchst du auch noch mehr Zeit, als die Aufgabe eigentlich erfordert hätte.
Eine bessere Strategie ist es, solche Aufgaben und Tätigkeiten im laufenden Schuljahr zu erledigen.
Und das funktioniert am besten, indem du dir regelmäßig kleine Aufgaben vornimmst.
Also lieber einmal pro Woche oder alle zwei Wochen 10 Minuten Zeit investieren und die nicht mehr benötigten Infoschreiben und Klassenkonferenz-Einladungen aussortieren, als das in den Ferien auf einen Schlag zu erledigen.
3) In den Ferien notwendige Arbeiten bündeln und früh terminieren
Während es in der Schulzeit besser ist, Routineaufgaben regelmäßig zu erledigen, sieht das in den Ferien anders aus.
Statt die ganzen Ferien über immer mal wieder ein bisschen zu machen, solltest du anstehende Arbeiten bündeln und sie nach Möglichkeit in wenigen Arbeitsblöcken zusammengefasst erledigen.
So vermeidest du, dass deine Gedanken ständig um schulische Dinge kreisen.
Überlege dir aber sehr genau, welche Arbeiten wirklich notwendig sind!
Manche Dinge erscheinen sehr wichtig, bei genauerer Betrachtung sind sie es aber nicht. Höre dir dazu auch die Folge 6 an, da stelle ich dir u.a. das Eisenhower-Prinzip vor, das genau darauf abzielt, diese Unterscheidung zu treffen.
Wie oft habe ich schon irgendwelche Konzepte (oft genug in den Ferien, weil sonst keine Zeit dafür war) geschrieben, nur um dann festzustellen, dass sie nicht nur niemand liest, sondern dass sie nicht einmal mehr gebraucht wurden.
Deshalb:
Überlege dir genau, was wirklich notwendig ist und konzentriere dich auf die 20% der Aufgaben, die wirklich wichtig sind!
Dahinter steckt das Pareto-Prinzip, über das ich bereits in Folge 14 gesprochen habe.
4) Plane die erste Schulwoche nach den Ferien grob schon zu Beginn der Ferien vor
Statt die Planung für die erste Schulwoche nach den Ferien auf den letzten Drücker am letzten Ferientag zu machen, versuche doch mal, schon zu Beginn der Ferien (nach Möglichkeit direkt am letzten Schultag oder am ersten Ferientag) die Grobplanung für die erste Unterrichtswoche zu machen.
Der Vorteil:
Du vermeidest, dass der Zeigarnik-Effekt deiner Ferienerholung im Wege steht.
Der sorgt nämlich dafür, dass unser Gehirn mit unerledigten Dingen unbewusst ständig weiter beschäftigt ist. Und das kostet Energie und steht einer guten Regeneration im Wege (höre dir dazu gerne auch noch einmal Folge 5 an).
Aus genau diesem Grund mache ich z.B. auch außerhalb der Ferien die Wochenplanung für die folgende Woche immer schon am Donnerstag und Freitag, Am Sonntag mache ich dann nur noch die konkrete Planung für den Montag.
So kann ich am Wochenende viel besser abschalten und bin gedanklich nicht immer mit der Stundenplanung beschäftigt.
5) Räume deine Lehrertasche am letzten Schultag aus und stelle sie außer Sichtweite weg
Ich lese gerade ein sehr interessantes Buch (Werbung) über Entrümpeln und Minimalismus. In dem Buch werden auch einige Studien genannt, die den Einfluss von Unordnung und herumliegenden Gegenständen in der Wohnung auf die eigene Stimmung und den Energielevel untersucht haben.
Das hat mir nochmal sehr deutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, das eben auch schulische Dinge nicht verstreut in der Wohnung herumliegen sollten.
Weil sie und einfach ständig unbewusst an schulische Dinge erinnern und das Gehirn dann automatisch anfängt, darüber nachzudenken, was alles eigentlich noch erledigt werden müsste.
Meist laufen solche Prozesse unbewusst ab.
Wir merken dann nur, dass wir irgendwie keinen Abstand gewinnen und uns nicht wirklich erholen können.
Und die eigenen Lehrertasche ist auch ein Symbol für Schule und Unterricht und hat deshalb nochmal einen größeren Einfluss auf solche unbewusst ablaufenden Prozesse.
Deshalb:
Räume deine Tasche aus und verstaue sie so, dass du nicht jeden Tag darüber stolperst.
Falls du im Arbeitszimmer einen Schrank hast, in den du deine Tasche einschließen kannst, dann probiere das auch einmal aus.
Das Einschließen in den Schrank hat nämlich nochmal zusätzlich eine Art symbolischen Charakter, was das Abschalten nochmals erleichtert.
Und dieser symbolische Charakter leitet mich dann auch gleich über zum nächsten Punkt.
6) Überlege dir ein Ferienbeginn-Ritual
Rituale haben eine unglaublich intensive Wirkung auf unser Unterbewusstsein. Genau deshalb haben sie ja in vielen Kulturen so eine große Bedeutung.
Normalerweise kennen wir als Lehrer Rituale eher in der Form von Unterrichtsritualen, um z.B. eine lebhafte Klasse wieder zu beruhigen oder um Beginn und Ende von Arbeitsphasen zu signalisieren.
Aber Rituale kannst du auch für dich einsetzen, um dich z.B. in deinen Ferien besser erholen zu können.
Wir können solche Rituale aussehen?
Du könntest z.B. den ersten Ferientag immer mit einem besonders gemütlichen Frühstück beginnen. Mit allem drum und dran. Und mit richtig viel Zeit.
Eben so, wie du es sonst vielleicht nicht machst.
Oder du gehst abends am letzten Schultag richtig ausgiebig in eine Saunaanlage (das geht aktuell zwar coronabedingt nicht, aber das ändert sich hoffentlich bald auch wieder).
Du könntest auch z.B. mit deiner Partnerin/deinem Partner am Abend des letzten Schultags richtig toll kochen. Wie Weihnachten, nur eben, um den Ferienbeginn einzuläuten.
Es gibt aber auch kleine Rituale, die man machen kann, um auch auf der unbewussten Ebene in den „Ferienmodus“ umzuschalten.
Überlege dir doch „dein“ ganz besonderes Ferienbeginn-Ritual.
So ein Ritual kannst du natürlich auch für das Ende eines Arbeitstages oder den Beginn des Wochenendes überlegen.
In allen Fällen signalisiert ein solches Ritual dem Unterbewusstsein, dass etwas Altes abgeschlossen ist und ein neuer Abschnitt beginnt. Und erleichtert so das Abschalten und die gedankliche Neuorientierung.
Viele Ideen dafür, welche Eigenschaften ein gutes und starkes Ritual haben sollte, findest du im Buch „Der Stadtschamane“ (Werbung) von Serge Kahili King, über den ich auch im Interview mit Ingrid Stadtler-Pree (Folge 35) gesprochen habe.
Dort gibt es ein ganzes Kapitel speziell über die Bedeutung und Kraft von Ritualen.
7) Fahre bewusst für einige Tage weg, statt die ganzen Ferien zu Hause zu verbringen
Balkonien ist schön, hat aber einige entscheidende Nachteile.
Du bleibst in der gewohnten Umgebung, bekommst so weniger mentalen Input und bist immer in der Nähe des Arbeitszimmers.
Wo natürlich immer Arbeit wartet. Und selbst, wenn man keine schulischen Arbeiten erledigt, die Gedanken sind doch schnell wieder bei schulischen Dingen.
Einfach, weil es zu Hause meist wenig Neues gibt und unser Denken dann schnell in Routinen verfällt. Und zu der gehört meist eben auch, über schulische Dinge nachzudenken.
Ist dir schon mal aufgefallen, dass die Zeit sehr viel langsamer zu vergehen scheint, wenn du im Urlaub wegfährst?
Mir ist das jedenfalls schon oft so gegangen, dass mit ein Tag an einem neuen Ort wie drei oder vier Tage zu Hause vorgekommen sind.
An einem neuen Ort sind wir meist mit allen Sinnen unterwegs. Weil es viel Neues zu entdecken gibt.
Wir erleben dann intensiv die neue Umgebung.
Und wer so intensiv seine Sinne nutzt, der ist präsent in seinem Körper.
Das bringt uns in die Gegenwart und lässt den Alltagsstress vergessen.
Denn der entsteht meist dann, wenn wir mit unseren Gedanken in der Zukunft sind und uns ausmalen, was wir alles noch erledigen müssen, was an Problemen auf uns zukommt oder wie wir die nächste Unterrichtssequenz vorbereiten wollen.
An einen neuen Ort zu fahren, bringt uns einfach auf andere Gedanken und ist deshalb eine wirkungsvolle Strategie für die eigene Ferien-Regeneration.
Auch hier macht uns Corona aktuell einen Strich durch die Rechung, aber lass uns zusammen hoffen, dass das in den Sommerferien wieder ander ist!
8) Nutze die Ferien für besondere Aktivitäten
Die Schulzeit lässt oft wenig Raum, um den eigenen Interessen nachzugehen. Und selbst wenn genug Zeit ist, fehlt oft die Energie.
Wenn man nicht aufpasst, verliert man deshalb sehr schnell die Dinge aus den Augen, die einem eigentlich wichtig sind – und macht sie dann auch nicht in den Ferien.
Einfach, weil sie über Monate hinweg nicht mehr wirklich präsent waren.
Egal, ob es das besondere Buch ist, dass du schon seit langem lesen wolltest oder der Kochkurs, den du mit deinem Partner/deiner Partnerin schon ewig lange vor dir herschiebst, in den Ferien ist die Zeit dafür, diese „Selfcare-Projekte“ endlich in Angriff zu nehmen.
Damit das aber auch tatsächlich passiert, solltest du dich bewusst darum kümmern.
Sonst bleibt es häufig bei den guten Vorsätzen und die Ferien plätschern von einem Tag zum anderen dahin.
Und ehe du dich versiehst, sind die Ferien rum, die Schulzeit fängt wieder an und deine Ideen, dir selbst etwas Gutes zu tun, müssen wieder warten.
Deshalb:
Überlege dir schon vor den Ferien ganz bewusst, welche 1-2 größere Aktivitäten du in den Ferien für dich und deine „Lehrer-Wellness“ in Angriff nehmen willst.
Wenn es Dinge sind, für die man sich anmelden muss, dann buche feste Termine für die Zeit in den Ferien. Wenn es Dinge sind, die du zu Hause machst, dann besorge dir die nötigen Utensilien, so dass du in den Ferien direkt loslegen kannst.
Und überlege dir am besten auch dafür feste Termine. Sonst ist die Gefahr groß, dass man sie von einem auf den anderen Tag weiterschiebt.
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Was sind deine „Selfcare-Projekte“? Welche Ideen hast du, um die Ferien zu einer intensiven Zeit der Erholung zu machen? Schreibe mir einen Kommentar und lass und an deinen Ideen teilhaben!
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