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Das Wichtigste dieser Folge in Kurzform:
- Als Lehrer erleben wir täglich jede Menge negativen Stress.
- Statt nur die negativen Seiten an einer Sache zu sehen, sollten wir aber versuchen, auch die positiven Seiten zu entdecken.
- Wer so den Gesamtblick auf eine Situation hat, bleibt gelassener und geht entspannter mit Herausforderungen um.
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Die meisten Antworten auf die Frage, wie das Jahr 2020 war, beginnen wahrscheinlich mit „Sch…“.
Und genauso be-„scheiden“ waren 2020 auch meine Osterferien.
Warum?
Weil ich die größtenteils liegend im Bett und auf dem Sofa verbracht habe. Und wenn ich mal aufstehen musste, dann ging das tatsächlich nur unter großen Schmerzen und mit zwei Nordic Walking Stöcken, die ich als Gehhilfe benutzt habe.
Selbst 5 m durch die Wohnung waren eine riesige Herausforderung.
Und das alles nur wegen einer unbedachten, schnellen Bewegung, als der Nachbarshund durch die offene Gartenzauntür gestürmt kam, um meinen Hund zu „zerlegen“.
Hexenschuss!
Falls du den auch mal erlebt hast, weißt du, welche Schmerzen das verursachen kann. Nimm die mal 3, dann weißt du, wie ich mich in meinen Osterferien 2020 gefühlt habe.
Negativer Stress pur!
Dankbar für einen Hexenschuss und jede Menge negativen Stress?
Trotzdem bin ich dankbar für diesen Hexenschuss.
Warum?
Das ist die ganze Geschichte:
Auch als der Hexenschuss akut war, musste mein Hund natürlich mehrmals am Tag raus. Da ich aber alleine wohne, musste ich das übernehmen,
Und dazu erstmal aus dem 1. Stock die Treppe runterkommen.
Das ging nur mit Hilfe von zwei Nordic Walking Stöcken, die ich noch von früher rumstehen hatte – ich wollte „irgendwann“ etwas mehr für meine Gesundheit tun und „hin und wieder“ etwas Nordic Walking machen.
Das hatte ich nämlich in meinem Referendariat gerne gemacht, weil es mir echt gut getan hat. Und geholfen hat, viel negativen Stress aufzulösen.
Nur, das war schon über 10 Jahre her…
Nachdem die Akutphase etwas abgeklungen war, wollte ich meinem Hund auch wieder etwas Gutes tun und ihn nicht nur einfach mehrmals am Tag in den Garten lassen.
Sondern wieder „richtig“ mit ihm spazierengehen.
Aber: Jede etwas heftigere Bewegung tat immer noch höllisch weh.
Deshalb habe ich meine Nordic Walking Stöcke auch zum Spaziergang mitgenommen.
Schritt für Schritt raus aus dem negativen Stress
Die erste Woche habe ich kaum mehr als 50 m geschafft.
In der zweiten waren es fast 100 m, dann 200 m, 500 m und nach drei Wochen täglichen Übens habe ich eine ganze Runde geschafft.
Immer mit meinen Nordic Walking Stöcken. Denn anders wäre es gar nicht möglich gewesen.
Irgendwann ging es meinem Rücken zum Glück wieder 100%ig gut.
Aber mittlerweile hatte ich so viel Spaß an den Nordic Walking Stöcken gefunden, dass ich sie einfach weiter mit zum Spaziergang genommen habe.
Und eine Nordic Walking Runde daraus gemacht habe.
Heute mache ich jeden Tag eine knappe Stunde Nordic Walking. Und das mittlerweile schon seit einem dreiviertel Jahr.
Weil es mir einfach gut tut. Weil es mich entspannt. Weil ich den Stress des (Schul-)alltags dabei vergessen kann. Und weil es mir einfach unglaublich viel Spaß macht!
Nordic Walking (Werbung) ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil meines Alltags geworden und hilft mir enorm, negativen Stress loszulassen und so entspannt in den Feierabend zu gehen – im wahrsten Sinne des Wortes!
Die positiven Seiten meines Hexenschusses
Ohne den Hexenschuss würde ich vermutlich heute noch „irgendwann“ und „hin und wieder“ sagen!
War der Hexenschuss deshalb gut?
Nein.
Trotzdem bin ich dankbar dafür, weil ich ohne heute nicht regelmäßig meine Walking-Runden machen würde. Und auf die vielen Vorteile daraus verzichten müsste.
Und genauso ist es mit vielen Dingen in unserem (Lehrer-)Leben, die erstmal sehr negativ erscheinen und es auch erstmal wirklich sind.
Dinge, die für uns im ersten Moment jede Menge negativen Stress bedeuten.
Aber wir wissen eben nicht, was an positiven Dingen daraus erwachsen kann.
Positives Denken ist nur die halbe Wahrheit – negatives Denken aber auch
Gefragt ist dabei kein blindes, positives Denken, das die negativen Aspekte und Empfindungen ausblendet.
Im Gegenteil.
Meinen Hexenschuss konnte ich nicht ausblenden. Keine Chance.
Aber daraus, dass ich mit der Situation irgendwie klarkommen musste, ist etwas Neues, Positives entstanden!
Corona-Pandemie, Schulchaos und jede Menge negativer Stress
Zurück zum Jahr 2020.
Für viele eines der Jahre, die man getrost vergessen kann.
Corona hat vieles durcheinander gewirbelt. Hat viele Menschen in die Verzweiflung getrieben und viel zu vielen Menschen das Leben gekostet.
Etliche Menschen haben ihre Lebensgrundlage verloren, andere waren im Rahmen ihrer Tätigkeit im Gesundheitswesen ganz besonders gefordert.
Und auch wir Lehrer hatten und haben viel Zeit und Energie gebraucht, um durch das Pandemiejahr 2020 zu kommen – genauso, wie unsere Schüler.
Und trotzdem.
Auch an Corona kann man positive Seiten entdecken
Auch die Corona-Pandemie hat positive Seiten, auch wenn man sie vielleicht nicht gleich auf den ersten Blick wahrnimmt:
- Corona hat die Digitalisierung in den Schulen vorabgebracht.
Wenn du Lehrer bist, dann weißt du natürlich, dass es in unseren Schulen einen riesigen Investitionsstau gibt. Durch Corona ist das endlich mal der breiten Bevölkerung bewusst geworden. Und plötzlich ist auch die Politik aktiv geworden und hat Investitionsprogramme aufgelegt, um die Defizite endlich auszugleichen. Letztens habe ich sogar einen Artikel gelesen, in dem stand, dass in Baden-Würtemberg die Lehrer zukünftig nicht mehr die Administration der Schulnetzwerke leisten müssen, sondern dass jede Schule einen eigens dafür abgestellten Administrator bekommt. Endlich angekommen im 21. Jahrhundert! - Corona hat den Blick für die Gefahren einer globalen Pandemie geschärft.
Die Sterblichkeit bei Corona war bzw. ist im Vergleich zu manch anderen Viruserkrankungen noch relativ gering (wobie natürlich jedes Todesopfer eins zu viel ist!). Vielleicht ist die Welt durch die Erfahrungen des Jahres 2020 weitaus besser vorbereitet, falls es irgendwann mal zu einer Pandemie mit einem extrem gefährlichen Erreger kommt – und kann so das Schlimmste verhindern. - Der CO2-Ausstoß 2020 war um Vieles niedriger als in den Jahren zuvor.
Vielleicht hat uns das 1-2 Jahre mehr Zeit gegeben, doch noch Maßnahmen gegen den Klimawandel zu treffen – wer weiß. - Die Corona-Pandemie hat vermutlich den Wahlausgang in den USA maßgeblich beeinflusst.
Nach der Wahl von Biden in den USA sind die USA wieder dem Pariser Klimaschutzabkommen beigetreten. Vielleicht hat die Erde dadurch mehr gewonnen, als wir es im ersten Moment denken. Mal ganz abgesehen von den innen- und außenpolitischen Konsequemzem dieses Wahlergebnisses. - Die Stellung der Pflegekräfte in der Gesellschaft ist gestiegen und die Chancen stehen gut, dass sich das auch im Gehalt und in den Arbeitsbedingungen niederschlägt.
Ob das tatsächlich passiert oder mit dem Abklingen der Pandemie auch das Interesse am Einsatz unserer Pflegekräfte abklingt, bleibt natürlich abzuwarten. Die Chancen stehen aber gut, dass das nicht so sein wird. Zumal man im Rahmen von Corona auch erkannt hat, dass die besten Intensivplätze nutzlos sind, wenn es keine Pflegekräfte gibt, die die Patienten in den Intensivstationen betreuen. Man hat endlich erkannt, wie wichtig die Berufsgruppe der Pflegekräfte für unsere Gesellschaft ist. Gleiches gilt auch für andere Berufsgruppen wie Verkäufer*innen, Künstler*innen und all die anderen Berufe, die einfach wichtig für eine funktionierende Gesellschaft sind. - Weihnachten 2020 war das besinnlichste Weihnachtsfest seit langem!
Wir haben im kleinen Familienkreis gefeiert, eine selbst geplante Andacht draußen im Garten abgehalten, dazu gesungen (war ja im Freien) und im Übrigen uns einfach darüber gefreut, dass wir uns alle Weihnachten gesehen habe. Weihnachten 2020 wird mir deshalb vor allem deshalb in Erinnerung bleiben, weil es das besinnlichste und schönste Weihnachten seit langem war.
Du siehst, selbst an so etwas extrem Negativem, wie der Corona-Pandemie, kann man positive Seiten entdecken.
Wer das Gesamtbild sieht, hat weniger negativen Stress
Und das bedeutet eben nicht, die negativen Seiten auszublenden.
Es geht eher darum, das Gesamtbild vollständig – mit allen Facetten – zu sehen. Die negativen, genauso wie die positiven Seiten an einer Sache.
Weil das hilft, aus dem negativen Stress auszusteigen und den Fokus neu auszurichten.
So bleibt man gelassener und kann besser mit Belastungen und Herausforderungen umgehen.
Aber was tun, wenn dir einfach überhaupt keine positive Seite an der Misere einfällt?
Hier eine Möglichkeit, die ich von Jakob Drachenberg gelernt habe:
Frage dich selbst, für was in deiner Vergangenheit kannst du heute dankbar sein, das es dir jetzt ermöglicht, diesen negativen Stress zu erleben?
Und wenn das auch nicht funktioniert, dann halte dich an etwas, was ich irgendwann in einem Webinar mal gehört habe:
Wenn du jetzt etwas Unangenehmes erlebst, dann kannst du in dieser Situation etwas lernen, was dir in der Zukunft etwas noch viel Unangenehmeres erspart!
Das funktioniert fast immer!
Negativer Stress in der Schule – und die positiven Seiten davon
In der Schule haben wir eigentlich täglich mit negativem Stress zu tun. Und auch da fällt es nicht immer leicht, daran eine positive Seite zu sehen.
Deshalb hier mal ein paar typische Situationen und welche positive Seite man daran entdecken könnte:
- Du musstest den ganzen Sonntag opfern, um endlich die Klassenarbeit zu korrigieren, die seit zwei Wochen auf deinem Schreibtisch liegt -> Vermutlich hast du durch die Korrektur an einem Sonntag letztlich viel Zeit gespart, weil du in der Woche weitaus weniger konzentriert arbeiten kannst und deshalb dann auch mehr Zeit benötigst. Glückwunsch, eine Stunde mehr Freitzeit gewonnen!
- Du musst eine Vertretungsstunde für einen erkrankten Kollegen übernehmen -> Du unterstützt den Heilungsprozess deines Kollegen, indem du es ihm ermöglichst, sich zu regenerieren. Damit tust du ihm etwas Gutes, und anderen zu helfen, macht dich glücklich und fördert deine eigene Gesundheit!
- Du hast bis 21:00 Uhr ein schwieriges Elterngespräch geführt -> Vielleicht hat dir genau dieses Gespräch eine Menge zusätzlicher Arbeit erspart, weil es von jetzt an mit dem betreffenden Schüler viel besser läuft als vorher. Glückwunsch, schon wieder mehr Freizeit gewonnen!
- Du hast heute drei Stunden in der anstrengenden 9a -> Du kannst jede Menge Strategien für mehr Gelassenheit direkt vor Ort und live testen. Damit investierst du langfristig in dein Wohlbefinden und deine Gesundheit!
Natürlich gibt es auch Situationen, in denen einem nun wirklich keine positive Seite dazu einfällt. Häufig erkennen wir in solchen Fällen die positive Seite erst im Nachhinein.
Oder wie Sören Kierkegaard es ausgedrückt hat:
Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.
Manchmal muss man eben auch einfach darauf vertrauen, dass manche Sachen erst rückblickend vielleicht doch noch einen Sinn ergeben.
Fazit
In einer meiner Coachingausbildungen sagte meine Trainerin einmal zu mir: „Da draußen gibt es nur Fakten. Damit aus einem Fakt ein Problem wird, muss man schon etwas dafür tun„.
Unsere Gedanken über das, was wir erleben, bestimmen, wie gut wir mit einer Sache klarkommen.
Oder eben auch nicht klarkommen.
Ganz nach William Shakespeare:
„An sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu.“
Wenn in deinem (Lehrer-)Leben also das nächste Mal etwas passiert, das extreme negativen Stress in der auslöst, dann schaue doch mal, ob du eine positive Seite daran entdecken kannst.
Blende die negative Seite dabei nicht aus, sondern ergänze sie einfach mit der positiven Sichtweise!
Übrigens: Das kann durchaus auch sinnvoll sein, wenn man etwas Positives erlebt.
Auch dann kann es sinnvoll sein, die ganze 360°-Rundumsicht auf eine Situation zu haben.
Dazu gibt es auch eine sehr schöne und inspirierende Geschichte über einen chinesischen Bauern, dem sein Pferd davongelaufen war.
Die Nachbar bedauerten ihn sehr, aber der Bauer reagierte ganz anders, als die Nachbarn es erwartet hatten.
Du willst wissen, wie?
Hier ist die ganze Geschichte!
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Was ist deine Meinung zum Thema negativer Stress und positive Seiten daran finden? Was denkst du über positives Denken?
Und vor allem: Was sind deine Erfahrungen dazu?
Schreib mir einen Kommentar!
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