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Das Wichtigste dieser Folge in Kurzform:

  • Persönlichkeitsentwicklung ist aus mehreren Gründen für uns als Lehrer ein sehr wichtiges Thema.
  • Krisen, die wir in unserem Leben bewältigen, steigern die Lebenszufriedenheit und erhöhen die Qualität unserer Beziehungen.
  • Persönlichkeitsentwicklung schafft neue Ressourcen, die wir auch in unserem Beruf als Lehrer nutzen können.

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Im letzten Teil der Serie über die 4G der Happster-Bewegung geht es um das Thema Growth, also das persönliche Wachstum und die Persönlichkeitsentwicklung.

Die ist für uns als Lehrer gleich aus mehreren Gründen wichtig und gehört gleichzeitig auch zu meinen Lieblingsthemen. Letztlich dreht sich hier im Healthy Teacher Podcast ja auch alles irgendwie um das Thema Persönlichkeitsentwicklung.

Selfcare, Produktivität, Zeitmanagement, besserer Umgang mit Stress – all das sind Themen, bei denen es darum geht, sich weiterzuentwicklen und neue Gewohnheiten anzunehmen.

Und das ist nichts anderes, als Persönlichkeitsentwicklung.

Warum ist das gerade für uns als Lehrer wichtig?

Warum Persönlichkeitsentwicklung ein wichtiges Thema für Lehrer ist

Das Thema Persönlichkeitsentwicklung ist für uns als Lehrer aus verschiedenen Gründen wichtig.

Und zwar sowohl im Hinblick auf unsere Schüler als auch im Hinblick auf uns selbst und unsere persönliche Lebenszufriedenheit.

Lehrer haben einen Erziehungsauftrag

Eine wichtige Säule unserer Arbeit ist der Erziehungsauftrag, den wir als Lehrer gegenüber unseren Schülern haben. Wir sollen die Schüler zu mündigen Bürgern erziehen, wie es so schön heißt.

Was genau bedeutet das?

Ein „mündiger Bürger“ ist für mich ein gefestigter Mensch, der selbstbewusst durch´s Leben geht und sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt. Jemand, der immer wieder zurück in seine Mitte findet, mit Herausforderungen umgehen kann und Ziele im Leben hat, die er erfolgreich verfolgt und umsetzt.

Um dahin zu kommen, muss man einen inneren Wachstumsprozess durchlaufen. Also seine Persönlichkeit entwickeln.

Wenn ich meine Schüler dabei unterstützen will, muss mich mich mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung auseinandersetzen. Und dafür reicht es nicht aus, wenn ich die Schüler nur dazu erziehe, Regeln einzuhalten. Damit erreiche ich letztlich sogar das Gegenteil.

Lehrer haben Vorbildfunktion

Menschen lernen vor allem am Vorbild. Und das gilt auch für unsere Schüler. Die übernehmen vieles von dem, was wir ihnen vorleben. Und das gilt sowohl für das, was wir tun (oder auch nicht tun), als auch für das was wir sagen (und v.a. auch wie wir Dinge sagen).

Als ich Schüler war, hatten wir einen tollen Mathelehrer. Heute als Lehrer mache ich manche Dinge genau so, wie dieser Mathelehrer das damals gemacht hat – bis hin zu einzelnen Sätzen, die ich genau so verwende, wie ich es damals bei ihm als Schüer erlebt habe.

Dieses Lernen am Vorbild funktioniert meist völlig unbewusst. Wenn ich meine Schüler dazu bringen will, selbstbewusst durch´s Leben zu gehen, dann funktioniert das sehr viel besser, wenn ich selbst selbstbewusst durch´s Leben gehe.

Und dafür ist es wichtig, dass ich mich mit meinem persönlichen Wachstum befasse und meine Themen im Leben bearbeite.

Davon profitieren aber nicht nur die Schüler, sondern auch ich als Lehrer.

Lehrerpersönlichkeit und Schülerverhalten

In der Ausbildung wird immer wieder auf die Rolle der Lehrerpersönlichkeit im Hinblick auf guten Untericht hingewiesen.

Klar, wenn wir vor einer Klasse stehen, sind wir in der Rolle des Lehrers. Die Persönlichkeit, die wir dann verkörpern, ist die Lehrerpersönlichkeit.

Die kann man aber nicht einfach von der Persönlichkeit des Menschen dahinter trennen. Unsere eigene Persönlichkeit ist das, was unsere Lehrerpersönlichkeit ausmacht und bestimmt.

Alles andere würden die Schüler sehr schnell merken.

Wenn ich also eine starke Lehrerpersönlichkeit entwickeln will, dann muss ich an meiner eigenen Persönlichkeit arbeiten. Dann muss ich an meinem Selbstbild und an meinem Selbstbewusstsein arbeiten.

Und das macht dann tatsächlich auch die tägliche Arbeit als Lehrer einfacher.

Weil Schüler sich bei unterschiedlichen Lehrerpersönlichkeiten auch sehr unterschiedlich verhalten können. Gerade im Umgang mit schwierigen Schülern –  was immer wieder ein Thema ist – spielen die eigene Persönlichkeit und die Ausstrahlung, die ich als Lehrer vor der Klasse habe, eine sehr wichtige Rolle.

Und beeinflussen auch mein eigenes Verhalten.

Wenn ich als Lehrer ein gutes Maß an Selbstbewusstsein entwickelt habe, brauche ich nicht übertrieben streng sein und verhalte mich automatisch den Schülern gegenüber respektvoller.

Was sich meist dann auch im Verhalten der Schüler mir gegenüber widerspiegelt. Das klappt natürlich nicht immer, aber meist ist es ein guter Ansatz.

Höre dir dazu unbedingt auch die Folge 13 an, da geht´s nämlich genau um diesen Zusammenhang aus eigenem Verhalten als Lehrer und dem erlebten Schülerverhalten.

Persönlichkeitsentwicklung schafft neue Kompetenzen

Wenn ich mich z.B. mit Zeitmanagement- oder Produktivitätstechniken befasse, die ich mit zur Persönlichkeitsentwicklung zählen würde, dann hilft mir das, mit den Herausforderungen der Arbeit besser umzugehen.

Ich habe mehr Zeit, bin weniger gestresst und habe mehr Energie für Dinge, die mir wichtig sind.

Persönlichkeitsentwicklung hilft mir also auch auf der Ebene meiner Kompetenzen, mich einfach besser zu fühlen. Auch deshalb ist das Thema Persönlichkeitsentwicklung für uns Lehrer ein wichtiges Thema.

Aber das ist noch nicht alles. Persönlichkeitsentwicklung trägt nämlich auch zum persönlichen Glück bei

Persönlichkeitsentwicklung macht glücklich

Eine Reihe von Studien bestätigen mittlerweile, dass Persönlichkeitsentwicklung ein wichtiger Faktor ist, wenn es um das persönlichen Lebensglück geht.

Herausforderungen steigern die Zufriedenheit – wenn man sie meistert

Eine Studie der University at Buffalo und der University of California hat z.B. dazu die Lebensläufe von 2000 Teilnehmern daraufhin untersucht, welche persönlichen Herausforderungen und Krisen die Teilnehmer im Laufe ihres Lebens erlebt hatten.

Außerdem wurden die persönliche Lebenszufriedenheit und Anzeichen psychischer Belastungen ermittelt.

Was kam bei der Studie heraus?

Die Menschen, die sehr viel Unglück in ihrem Leben erlebt hatte, waren unzufrieden und zeigten auch Anzeichen psychischer Belastungen.

Das Interessante war nun aber, dass das auch für die Menschen zutraf, die keine Herausforderungen in ihrem Leben bewältigen mussten.

Auch die waren nämlich unzufrieden mit ihrem Leben und zeigten Anzeichen psychischer Belastungen.

Am zufriedensten waren diejenigen, die ein gewisses Ausmaß an Krisen und Herausforderungen bewältigen mussten und es geschafft hatten, daran zu wachsen und so gestärkt aus den Krisen hervorzugehen.

Krisen sind Wachstumskatalysatoren

Die Forschung spricht dabei vom sog. posttraumatischen Wachstum (postraumatic growth). Und das scheint eher die Regel als die Ausnahme zu sein.

Das heißt, wir brauchen Krisen in unserem Leben, um daran zu wachsen. Schaffen wir das, steigt damit auch unsere Lebenszufriedenheit. Wir werden selbstbewusster und auch die Qualität unserer Beziehungen steigt.

Schaffen wir das nicht, bleibt eine Krise ein traumatisches Erlebnis und unsere Lebenszufriedenheit sinkt.

Das chinesische Wort für Krise lautet „Weiji“. Das Schriftzeichen dafür setzt sich zusammen aus dem Wort „Wei“, was Gefahr bedeutet und „Jihui“, was Chance bedeutet.

Und auch das altgriechische Wort „krisis“ bedeutet ursprünglich eigentlich Entscheidung, Meinung oder Beurteilung. In einer Krise entscheidet sich, wie ich in meinem Leben weitermache.

Beides zeigt, dass wir Krisen nutzen können, um eingefahrene Denkmuster zu überprüfen und uns neu auszurichten.

Persönlichkeitsentwicklung schafft Ressourcen

Und das ist ein weiterer Grund, warum Persönlichkeitsentwicklung ein wichtiges Thema für uns sein sollte. Die meisten Menschen erleben in ihrem Leben eine oder sogar mehrere Krisen.

Glaubt man den Berichten zum Burnoutrisiko im Lehrerberuf (z.B. hier ein Bericht der Süddeutschen Zeitung), dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir als Lehrer berufliche Krisensituationen erleben werden.

Arbeitsbelastung, Überforderung, schwierige soziale Interaktionen mit Schülern, Eltern oder Kollegen, fehlende Anerkennung – all das bereitet den Boden dafür, dass Lehrer an dieser Stelle anfälliger für solche berufliche Krisen sind, als andere Berufsgruppen.

Deshalb glaube ich, dass wir als Lehrer gut fahren, wenn wir uns mit unserer eigenen Persönlichkeit und unserem persönlichen Wachstum befassen.

Dann können wir mit solchen Krisensituationen besser umgehen und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir gestärkt aus solchen Krisen hervorgehen.

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Aus all diesen Gründen ist das Thema Persönlichkeitsentwicklung für uns als Lehrer ein sehr wichtiges Thema. Und ist gleichzeitig auch ein zentrales Thema hier im Healthy Teacher Podcast.

Was denkst du darüber?

Hältst du Persönlichkeitsentwicklung auch für ein wichtiges Thema für uns als Lehrer? Welche Erfahrungen hast du im Hinblick auf den Zusammenhang von Lehrerpersönlichkeit und Schülerverhalten gemacht?

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Das war gleichzeitig auch der letzte Artikel zu den 4G – Gathering, Gratitude, Giving und Growth – der Happsters. Wie sind deine Erfahrungen mit diesen 4G als Lehrer und als Mensch?

Schreibe mir einen Kommentar!

Und schreibe mir unbedingt auch einen Kommentar dazu, wie dir die Serie gefallen hat und ob du mehr von solchen Themen im HTP hören möchtest

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