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Das Wichtigste dieser Folge in Kurzform:
- Respektloses Verhalten kommt heute leider regelmäßig in der Schule und in der Gesellschaft insgesamt vor.
- Studien zeigen, dass respektlos erlebtes Verhalten zu einem verzerrten, negativen Schüler- und Menschenbild beitragen kann.
- Du lernst verschiedene Techniken kennen, mit denen du dich vor dem Teufelskreis aus Respektlosigkeit und daraus resultierendem Zynismus schützen kannst.
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Respekt ist in der heutigen Zeit nicht mehr so selbstverständlich, wie das früher einmal der Fall war. Das Klima in der Gesellschaft und damit auch in den Schulen hat sich in den letzten Jahren spürbar verändert. So erleben wir als Lehrer regelmäßig Situationen, die von Respektlosigkeit geprägt sind.
Das bezieht sich sowohl auf den Umgang der Schüler untereinander, als auch auf den Umgang der Schüler mit den Lehrern. Und manchmal leider auch auf den Umgang der Lehrer mit den Schülern.
Und auch die Eltern sind von dieser Entwicklung nicht ausgenommen. Sowohl der Umgang der Eltern untereinander, als auch der Umgang der Eltern mit den Lehrern, ist nicht immer sehr respektvoll. Und das bezieht sich nicht nur darauf, dass heute Noten regelmäßig eingeklagt werden und der Unterricht in Frage gestellt wird, sondern auch auf die Art und Weise und die Wortwahl im Umgang mit Lehrern.
Das gesellschaftliche Bild von uns Lehrern
Eine Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung, bei der es um den gesellschaftlichen Status verschiedener Berufsgruppen ging, sieht die Lehrer auf dem viertletzten Platz. Bezogen auf den Statusverlust liegen die Lehrer nach dieser Umfrage sogar auf dem letzten Platz.
Andere Berufsgruppen mit ähnlichem Statusbild in der Gesellschaft waren Rettungskräfte, Polizeibeamte, Politiker und Gewerkschafter.
Das Ergebnis hat mich etwas überrascht, weil ich persönlich eigentlich häufiger die Erfahrung gemacht habe, dass Menschen, mit denen ich mich über meinen Beruf unterhalte, eher positiv reagieren.
Die Umfrage war allerdings so angelegt, dass gefragt wurde, was die Teilnehmenden denken, was in der Gesellschaft akzeptiert wird und nicht, was sie selbst über die verschiedenen Berufsgruppen denken. Dadurch sollte ausgeschlossen werden, dass die Antworten sozial erwünscht gegeben werden.
Wie auch immer, das Ergebnis ist für uns Lehrer natürlich alles andere als schön.
Gewalt gegen Lehrer
Dieses Bild wird auch durch eine weitere Umfrage des VBE bestätigt, in der die Häufigkeit von physischer und psychischer Gewalt gegen Lehrer an verschiedenen Schularten untersucht wurde (Grund-, Haupt-, Real-, Gesamtschule und Gymnasium).
Nach dieser Umfrage kam es z.B. an jeder dritten Grundschule und über alle Schulformen hinweg an jeder vierten Schule in den letzten 5 Jahren vor der Umfrage zu Fällen körperlicher Gewalt gegen Lehrer.
Weitere Zahlen habe ich im Podcast-Beitrag genannt und du findest sie auch unter dem Link oben.
Obwohl die Zahlen natürlich ziemlich dramatisch sind, möchte ich an dieser Stelle auch betonen, dass die allergrößte Mehrheit unserer Schülerinnen und Schüler und auch der Eltern im Umgang mit Lehrern nach wie vor höflich und zuvorkommend ist. Viele Eltern engagieren sich darüberhinaus sehr für „ihre“ Schulen.
Trotzdem kann man die Zahlen natürlich nicht wegdiskutieren. Das alles ist aber nicht das eigentliche Thema dieser Folge bzw. dieses Beitrags.
Das, was mich so nachdenklich gemacht hat, war eine ganz andere Studie bzw. sogar eine ganze Reihe von Studien (hier ein Bericht über die Studien auf 4teachers.de)
Die Folgen respektlosen Verhaltens für das Schüler- und Menschenbild von Lehrern
Die erwähnten Studien wurden vom Kölner Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, der Tilburg University und der University of Minnesota durchgeführt und umfassten 5 experimentelle Studien mit 1149 Teilnehmern und eine Tagebuchstudie mit 462 Teilnehmern.
Das Ergebnis dieser Studienreihe war, dass negative Erfahrungen im Umgang mit Schülern, also erlebtes respektloses Verhalten, häufig generalisiert wurde, so dass daraus ein verzerrtes Bild von Schülern entstand.
Dieses generalisierte, verzerrte Bild sah so aus, dass alle Schüler als schlecht und respektlos wahrgenommen wurden und das wiederum führte dazu, dass die betroffenen Lehrer einen Zynismus im Umgang mit den Schülern entwickelten, der nun seinerseits wieder dazu führte, dass respektloses Verhalten seitens der Schüler provoziert wurde.
Ein Teufelskreis, der vielleicht auch erklären kann, warum die Entwicklung in der Gesellschaft insgesamt in die Richtung steuert, in die sie das momentan tut. Hier geht´s zum Abstract eines Papers dazu.
Abgesehen davon, dass Zynismus das respektlose Verhalten gerade noch fördert, macht er auch unzufrieden. Ein zynischer Mensch erlebt weniger Lebensfreude, hat weniger Energie und ist auch nicht so glücklich, wie jemand mit einem positiven Menschenbild.
Dazu habe ich zwar keine Studie parat, aber ich glaube, dass darf man auch einfach so in den Raum stellen.
Deshalb habe ich mich gefragt, was wir als Lehrer ganz konkret in einer Situation, in der wir respektloses Verhalten erleben, tun können, um nicht in diesen Teufelskreis aus Zynismus und erneutem respektlosen Verhalten zu gelagen.
Das respektlose Verhalten muss auch gar nicht immer das in den Umfragen beschriebene Ausmaß haben. Viele kleine Respektlosigkeiten können ebf. zu einem zynischen und verzerrten Bild von unseren Schülern beitragen und uns damit unzufriedener machen.
Und ein unzufriedener, zynischer Lehrer ist nunmal auch kein guter Lehrer.
Das kannst du tun, wenn du respektlos behandelt wirst, um nicht zum Zyniker zu werden
Bei allem, was ich an Tipps und Techniken gefunden habe, geht es im Wesentlichen darum, die eigene innere Wahrnehmung der als respektlos erlebten Situatuion zu verändern, damit die Situation anders abgespeichert wird. Das kann dazu beitragen, dass die erlebte Situation nicht so einen negativen Einfluss auf unser Schüler- und Menschenbild hat, wie sie es sonst wahrscheinlich hätte.
Natürlich muss respektloses Verhalten auch schulische Konsequenzen für den Schüler haben, aber darum geht es in diesem Beitrag nicht.
Hier geht es nur darum, wie wir den Schaden für uns selbst (für unser Schüler- und Menschenbild) und damit auch für nachfolgende Schülergenerationen möglichst gering halten können.
Der wichtigste Punkt dabei ist, erst einmal ein Bewusstsein für das Problem zu entwickeln.
Normalerweise laufen alle diese Prozesse, die uns im Laufe der Jahre immer zynischer werden lassen (können) ja unbewusst ab. Deshalb ist es so wichtig, sich das erst einmal bewusst zu machen,.
Mittelfristig ist es auch sehr gut, an einem stabilen Selbstbild zu arbeiten – wir erleben respektloses Verhalten immer auch in Bezug auf das Bild, das wir von uns selbst haben. Auch dafür gibt es eine Reihe sehr guter und wirkungsvoller Techniken, die aber über einen einfachen Podcast-Beitrag hinausgehen.
Aber es gibt auch kurzfristige Handlungsoptionen, und genau davon möchte ich dir einige beschreiben.
Verhalten und Person trennen
Eine erste Maßnahme ist, das Verhalten eines Schülers von dem Menschen dahinter zu trennen. „Das Verhalten kann schlecht sein, der Mensch ist es nicht“, ist eine der Grundannahmen im Coaching.
„Es gibt gute Schüler, und es gibt gute Schüler, die vergessen haben, dass sie gute Schüler sind“ – so könnte man den Coachinggrundsatz für die Schule ausdrücken.
Und als Lehrer wissen wir ja auch, dass gerade die schwierigen Schüler häufig auch wirklich schlimme Erlebnisse zu verarbeiten habem. Das entschuldigt natürlich nicht jedes Verhalten von Schülern, verhindert aber ein Stück weit, dass wir durch das Verhalten des Schülers ein negatives Menschenbild entwickeln.
Solution-Talk statt Problem-Talk
Von Steve de Shazer, dem Begründer der lösungsorientieren Kurzzeittherapie, stammt folgendes Zitat:
„Problem talk creates problems and solution talk creates solutions.“
Wenn wir uns also mit Kollegen über das Verhalten von Schülern unterhalten, dann sollten wir hin und wieder auch einmal überprüfen, ob wir gerade ein Problemgespräch oder ein Lösungsgespräch führen. Ich weiß, dass ist nicht immer einfach und manchmal ist der Galgenhumor, der im Lehrerzimmer doch des öfteren auftaucht. auch befreiend. Langfristig hilft er aber nur bedingt weiter.
Achte also demnächst auch einmal darauf, ob du gerade im Problemmodus oder im Lösungsmodus bist, wenn du dich mit Kollegen unterhältst.
Aussagen gedanklich umdrehen
Wenn ein Schüler sich dir gegenüber respektlos äußert, kannst du auch versuchen, diese Aussage gedanklich ins Gegenteil zu verkehren und diese veränderte Aussage dann auf dein Inneres einwirken lasse.
Wie gesagt, das Verhalten des Schülers muss natürlich trotzdem seine Konsequenzen haben. Hier geht es aber darum, die emotionale Bewertung, die mit dem erlebten Verhalten einhergeht, so zu verändern, dass wir die Situation anders abspeichern.
Es geht darum, ob wir uns später mit einem Magengrummeln an die Situation erinnern oder ob wir uns eher neutral an die Situation erinnern. Letzteres trägt dazu bei, dass wir als Lehrer dauerhaft gegenüber den Schülern offen und freundlich bleiben.
Arbeit mit Symbolen
Aussagen umdrehen hat nicht immer den gewünschten Effekt, v.a. bei sehr emotionalen Situationen nicht. Eine andere Möglichkeit wäre, mit inneren Symbolen zu arbeiten, diese haben für das Unterbewusstsein eine besondere Bdeutung.
Ich habe die Technik aus dem Buch „Instand Healing“ von Serge Kahili King, den ich auch persönlich kennenlernen durfte. Das Buch entstammt der hawaiianischen Huna-Philosophie und behandelt ganz allgemein Techniken, die Heilungsprozesse unterstützen.
Sie erinnert etwas an die Arbeit mit inneren Bildern aus dem NLP (siehe dazu auch die Folge 4). Insofern könnte man Huna fast als eine Urform des NLP bezeichnen .
Wenn du also eine schwierige Situation erlebt hast, kannst du anschließend Folgendes versuchen:
- Bitte dein Unterbewusstsein um ein Symbol für die erlebte Situation.
- Nimm das erste Bild / das erste Symbol, das erscheint.
- Verändere nun das Erscheinungsbild des Symbols und mache es schöner.
- Wichtig dabei: Ändere nicht das Symbol an sich, sondern mache das vorhandene Symbol einfach schöner.
- Lass das veränderte Symbol auf dein inneres einige Sekunden einwirken und lasse es dann los.
Auch diese Technik verändert die innere Bewertung der erlebten Situation und trägt damit zu einem offeneren und entspannteren Schüler- und Menschenbild bei.
Inneres Umdekorieren
In eine ähnliche Richtung zielt die nächste Technik, die ebf. aus dem erwähnte Buch stammt. Sie funktioniert so:
- Vergegenwärtige dir noch einmal die erlebte Situation und mache dir ein inneres Bild davon.
- Verändere nun das Setting der Situation.
- Du kannst die ganze Situation z.B in eine Zirkusumgebung verwandeln.
- Stecke den Schüler, der sich respektlos verhalten hat, in ein Clownkostüm.
- Lasse Zirkusmusik im Hintergrund spielen.
- Lass weitere Clowns in die Manege kommen usw.
- Lass das veränderte innere Bild nun wieder einige Zeit auf dich wirken und lass es dann los.
- Anschließend rufst du dir die Situation nochmal ins Gedächtnis und schaust, inwieweit sich etwas verändert hat.
Natürlich kannst du das Bild auch ganz anders verändern. Nimm einfach etwas, was das mit der Situation verbundene Gefühl für dich leichter und angenehmer macht.
Eisbrecher-Technik
Bei dieser ebf. aus dem Buch „Instant Healing“ stammenden Technik, stellst du dir wieder das Bild der Situation vor und lässt dieses Bild dann vor deinem inneren Auge zu Eis gefrieren, so dass du statt des ursprünglichen Bildes eine Eisschicht mit dem Bild darauf bzw. darin hast.
Dann stellst du dir vor, dass du mit einem Hammer dieses Eis in tausend kleine Stücke zerschlägst.
Du wirst sehen, dass diese Technik die emotionale Wucht aus der Situation nimmt.
Diese Technik gibt es neben anderen ähnlichen Techniken auch 1:1 im NLP. Dort sind diese Techniken als „innere Bilder entmachten“ bekannt.
Falls du mehr über NLP erfahren willst, habe ich dir hier noch einmal die Bücher, die ich damals in Folge 2 für dich rausgesucht habe, verlinkt:
(Werbung)
Mach dir deine R.E.S.P.E.C.T – Playlist
R.E.S.P.E.C.T. ist ein Song von Aretha Franklin, in dem es um Respekt geht. Wenn ich diesen Song höre, fällt es mir schwer, meine schlechte Laune zu behalten . Probiere es mal aus, vielleicht funktioniert das ja bei dir auch!
Falls das Video nicht angezeigt werden sollte, kannst du es hier auf youtube.com aufrufen.
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Der Song hat mich auf den Gedanken gebracht, dass man mit Musik auch etwas gegen die Auswirkungen von Respektlosigkeit auf unser Schülerbild machen kann.
Wie?
Erstelle dir doch einfach eine Amazon-Music oder Spotify-Playlist mit Guter-Laune-Musik für den Fall, dass es mal wieder etwas heftiger kommt und dein Vormittag anders lief, als du es dir gewünscht hast.
Amazons Musikstreamingdienst Amazon-Music Unlimited (Werbung) ist in einer abgespeckten Version auch in Amazon-Prime (Werbung) enthalten, wobei „abgespeckt“ für immerhin mehr als 2 Millionen Songs steht. Neben dem Zugriff auf die Songs, hast du natürlich alle weiteren Prime-Vorteile (Videostreaming, kostenloser Versand bei vielen Produkten usw.).
Bei Spotify gibt es sogar eine komplett kostenlose, werbefinanzierte Mitgliedschaft.
Bei beiden Streaming-Diensten kannst du dir ganz einfach eine Playlist zusammenstellen oder auch den Playlists von anderen folgen. So eine Gute-Laune-Playlist kannst du dann immer hören, wenn du unangenehme Situationen in der Schule erlebt hast.
So hellst du deine Stimmung auf, was ebf. dazu beitragen kann, dass die Erinnerung an die Situation anders abgespeichert wird, als sie das sonst vielleicht würde.
Und natürlich kannst du dir auch Playlists zur Entspannung, zur Motivation und für alles Mögliche zusammenstellen!
Am besten kombinierst du einfach alle Möglichkeiten und machst erst eine oder mehrere der beschriebenen Techniken und hörst anschließend auf dem Weg nach Hause deine Gute-Laune-Playlist .
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Schreib mir, wir deine Erfahrungen mit Respekt und Respektlosigkeit in der Schule sind, wie du damit umgehst und ob dir die vorgestellten Techniken weitergeholen haben. Ich freu mich auf deinen Kommentar!
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